Arbeit 4.0 und Cultural Change

Wie können innovative Führungsstile und neue Technologien nicht nur die Effizienz steigern, sondern auch die Mitarbeiterzufriedenheit erhöhen und eine dynamische, adaptive Kultur schaffen?

In all den Jahren, in denen ich in große IT- und Umstrukturierungsprojekte involviert bin, habe ich mich zunehmend mit der Frage beschäftigt, wie sich die schnell verändernden Arbeitsbedingungen – getrieben durch Megatrends, kurze Innovations-zyklen und hohen Druck auf die etablierten Unternehmen durch eine starke Zunahme an neuen Key Playern – auswirken und welche Implikationen dies für die Leistungsfähigkeit, Leistungsbereitschaft und Lebensbedingungen der Menschen zur Folge hat.

Unweigerlich verändern sich durch zunehmende Automatisierung, Robotisierung und IT-gestützte Arbeitsabläufe, ebenso durch zunehmende Dezentralisierung die Anforderungen an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hinsichtlich Ausbildung, Wissen, Kenntnissen und Erfahrungen.

Die Corona-Pandemie mit langen Lockdown-Phasen und fast zweijähriger Verlagerung der Arbeit ins Home Office hat zudem wie ein Booster für die Digitalisierung des Arbeitsumfeldes und der Art und Weise der Zusammenarbeit der Teams gewirkt.

Diese durch Home-Office ausgelöste verteilte digitale Arbeitsweise hat ebenso wie die Flexibilisierung von Arbeitszeit und Arbeitsort den modernen Vorstellungen von Führung weiteres starkes Gewicht gegeben – Vorstellungen, die zwar schon seit vielen Jahren gefordert werden, sich aber längst noch nicht überall und in allen Unternehmen als neue zeitgemäße „Kultur der Führung und Zusammenarbeit“ etabliert haben.

Ausgelöst durch Industrie 4.0 und das Internet of Things (IoT) werden gesellschaftliche Fragestellungen aufgeworfen, die zum einen vom ökonomischen Wunsch nach Effizienzsteigerung, Kostenreduzierung und Gewinnmaximierung, zum anderen durch Ängste der Arbeitnehmern:innen und Mitarbeiter:innen genährt werden, hinsichtlich ihres „Gebrauchtwerdens“, zukünftiger Skillanforderungen, ihrer Einsetzbarkeit im Unternehmen und der Arbeitsplatzsicherheit.

Arbeiten 4.0 – Das Grünbuch und Weißbuch des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales

Arbeiten 4.0 – Das Grünbuch und Weißbuch des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales

Mit diesen sowohl wirtschaftlichen wie gesellschaftlichen Umbrüchen hat sich seit 2016 ebenfalls das BMAS Bundesministerium für Arbeit und Soziales auseinandergesetzt und in einem „Grünbuch Arbeiten 4.0“, später detailliert im „Weißbuch Arbeiten 4.0“ beschrieben. 

„Arbeiten 4.0 ist ein Prozess, mit dem das BMAS einen Dialog schafft, der sich um die Zukunft der Arbeitswelt dreht.“

Im Wesentlichen betrachtet das BMAS hier die folgenden vier Megatrends: 

  • Digitalisierung
  • Globalisierung 
  • Demografie und Arbeitskräfteangebot der Zukunft
  • Kultureller Wandel 

Arbeit 4.0 bzw. der „Dialogprozess Arbeiten 4.0“ definiert den Veränderungsprozess der Arbeitswelt im digitalen Zeitalter.

Zentraler Punkt neben dem Arbeiten in neuen Produktionswelten ist es, „auf Basis des Leitbilds „guter Arbeit“ vorausschauend die sozialen Bedingungen und Spielregeln der künftigen Arbeitsgesellschaft zu thematisieren und mitzugestalten.“

Der Gestaltungsraum bietet viele Vorteile, birgt aber auch nicht unerhebliche Risiken und Schwierigkeiten. Wichtige Themen sind z.B.:

  • Das Abwägen der unternehmerischen, rechtlichen und gesundheitlichen Aspekte 
  • Kosteneinsparung durch weniger Büroflächen und Infrastruktur
  • Flexibilisierung von Arbeitszeit und Arbeitsort
  • Positive Effekte durch Anwesenheit vs. negative Effekte durch Isolation
  • 100% Home Office vs. 100% Anwesenheit
  • Schutz von Arbeitnehmerrechten
  • Arbeitnehmer-Datenschutz
  • Neue Möglichkeiten der Arbeitnehmerüberwachung durch Digitalisierung
  • Eine neue veränderte Unternehmenskultur

Eine neue veränderte Unternehmenskultur – Wie verändern sich die Prinzipien?

Das Mitgestalten, Mitwirken und Mitbestimmen sind die zentralen Prinizipien einer guten Unternehmenskultur. Wie verändern sich diese Prinzipien durch die digitale Transformation, zunehmende Internationalisierung und virtuelle Zusammenarbeit?

Die technischen Revolutionen und exponentiellen Innovationen haben den Begriff der Disruption in das kollektive Gedächtnis gebrannt.

Ängste, z.B. vor dem Verschwinden vom Markt, werden nicht nur bei den Unternehmen geschürt, sondern in starkem Maße bei den einzelnen Menschen, u.a. die existenziellen Ängste vor dem Verlust des Arbeitsplatzes und Wegfall von Einkommensmöglichkeiten.

Um den Herausforderungen der kommenden Jahre zu begegnen, um in den zunehmenden Krisen zu bestehen und um Führung und Verantwortung übernehmen zu können, müssen wir Fähigkeiten entwickeln und Erfahrungen aufbauen, die zutiest menschlich sind und uns von Robertern und Supercomputern unterscheiden.